Der gewaltige Schaden, den die Geistes- und Sozialwissenschaften im 20. Jahrhundert dadurch erlitten, dass tausende Wissenschaftler und Künstler aus Österreich und Mitteleuropa vertrieben wurden, ist bereits eingehend dargestellt worden. Der vorliegende Sammelband widmet sich dem noch nicht ausreichend behandelten Thema ihrer Rückkehr.
Er verbindet Analysen der bürokratischen Hürden und der ideologischen Vorbehalte, auf die zur Rückkehr bereite Exilanten stießen, mit Untersuchungen der unterschiedlichen Möglichkeiten einzelner Remigranten, die Entwicklung ihrer verschiedenen Disziplinen nach dem Ende der Nazi-Diktatur zu beeinflussen. Die 27 Aufsätze beleuchten die bedeutende Rolle von Rückkehrern als großherzige Mentoren von jüngeren Wissenschaftlern und bei der Modernisierung und Internationalisierung der Universitäten, an denen Stillstand und eine provinzielle Sicht vorherrschten.
Prominenten Historikern, Philosophen und Politikwissenschaftlern wurden ihnen angemessene akademische Stellen verweigert, obwohl sie sehr wichtige Initiativen entfalteten, während zurückgekehrte Theaterleute relativ großen Einfluss auf die Programmgestaltung der Theater und auf andere Medien hatten. Der Sammelband hebt auch persönliche Fakten hervor, wie z. B. das verständliche Zögern prominenter Persönlichkeiten wie Oskar Morgenstern oder Ernst Krenek, die Vorzüge einer US-amerikanischen Staatsbürgerschaft für eine akademische Stelle in einem Land aufzugeben, das den Bedrohungen in der Zeit des Kalten Krieges ausgesetzt war. Die Aufsätze belegen aber auch, dass nicht wenige unter den Emigranten auf beiden Seiten des Atlantiks Fremde blieben. Eine Stärke des Bandes liegt in der Darstellung des Schicksals und des Einflusses der hohen Zahl von ins Exil gegangenen österreichischen Wirtschaftswissenschaftlern. Viele von ihnen kehrten aus dem Exil in Großbritannien zurück und prägten die Entwicklung der ökonomischen Theorie und der Wirtschaftspolitik, meist von außerhalb der Universitäten, während viele nach Übersee Ausgewanderte oder Vertriebene in den USA blieben.