»Radiophone Literatur« - damit sind Werke bezeichnet, die einzig audiomedial erzeugt und aufgezeichnet werden. Man kann sie, so der Autor und Medienkünstler Ferdinand Kriwet, »nur am Lautsprecher und nirgendwo anders, im Buch etwa, empfangen«. In Kurzform: Hörspiel und Radiokunst. Dieser Band spannt einen Bogen von den Anfängen radiophoner Literatur bis zur Gegenwart. Seit Beginn des Rundfunks haben sich innovative ästhetische Formen entwickelt, die zur Herausbildung und Stärkung der Neo-Avantgarde(n) wesentlich beitrugen - zunehmend auch unabhängig vom Medium Radio, so im Internet oder in transmedialen Zusammenhängen. Entscheidend dafür war und ist ein reger transnationaler Austausch, vielfach auf der Basis persönlicher Netzwerke. Die interdisziplinären Beiträge untersuchen jeweils exemplarisch die national und historisch divergierenden technischen, politischen und poetischen Bedingungen sowie die künstlerischen Praktiken radiophoner Literatur. Damit beleuchten sie eine medien-, hörspiel- und literaturgeschichtliche Forschungslücke.
Britta Herrmann ist Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Münster. Sie forscht und publiziert zum 18. bis 21. Jahrhundert, zur Wechselbeziehung von Wissenschaften und Literatur, zu Anthropologie und Ästhetik, Gender Studies und Kulturwissenschaften sowie zu (Phono-)Poetik, Medialität und Materialität der Literatur.